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Ein Festival im Wohnzimmer

Künstler Matthias Hürten lud zum Klavierabend mit Vladimir Valdivia - Peruaner bestach an Tasten

Von HANNA STYRIE

01.11.2004 07:06 Uhr

ESCHWEILER. Einmal im Jahr räumt der Künstler Matthias Hürten sein Wohnzimmer aus und schafft hier Platz für 40 Besucher. Fünf Tage lang ist das Atelier- und Ausstellungshaus dann Schauplatz des „vermutlich kleinsten Festivals der Welt“, in dem Hürten Kunst und Musik, Essen und Trinken auf zwanglose Art und Weise miteinander verbindet.

Das Auftaktkonzert bestritt der peruanische Pianist Vladimir Valdivia, der über Umwege von Hürtens Kulturaktivitäten erfahren und sich um einen Auftritt bei ihm beworben hatte. Der in Stuttgart lebende Künstler, der 1989 nach Deutschland kam, ist mit zahlreichen Preisen bedacht worden und durch Meisterkurse bei Berühmtheiten wie Alfred Brendel, Bruno Leonardo Gelber und Murray Peraiha geschult.

Er hatte das Privileg, Hürtens frisch aufgearbeiteten Flügel einzuweihen, der erst kurz zuvor angeliefert worden war. Mit berückender Leichtigkeit ging er Mozarts Sonate KV 570 B-Dur an, die er an den Beginn seines abwechslungsreichen Programms gestellt hatte. Lockeres Fingerspiel bot er im Allegro, Innigkeit und Beseelung im Andante, gelöste Heiterkeit im Allegretto. Von deutlich schwererem Geblüt ist Ludwig van Beethovens mächtige „Waldstein-Sonate“ 0p. 53, die mit ihrer virtuosen Satzart und Klangfülle orchestrale Wirkung gewinnt, die den kleinen Saal allerdings stellenweise zu sprengen drohte.

Pianistische Spannkraft

Hier zeigte sich Valdivias ausgeprägte pianistische Spannkraft. Souverän lotete er die zahlreichen Themen aus; beeindruckte durch kraftvollen Zugriff im ersten Satz, während er das gedämpfte Adagio, in dem sich poetischer Zauber und virtuoser Glanz vereinen, überraschend zart zeichnete.

Dass ihm auch das Lyrische liegt, zeigte der Pianist dann in der zweiten Konzerthälfte, die er mit Kompositionen spanischer und lateinamerikanischer Komponisten bestückt hatte. Die weitgehend unbekannten Stücke gelangten in dem intimen Rahmen zu schöner Entfaltung.

Mit großer Hingabe und viel Liebe zum Detail interpretierte der Valdivia die Spanischen Tänze Nr. 2 und Nr. 5 von Granados, glutvolles Temperament bewies er folkloristisch inspirierten Werken von Isaac Albeniz.

Sehr hübsch die Venezolanische Sonatine von Moleiro, der er als virtuoses Bravourstück eine Toccata von Antonio Tauriello folgen ließ. Meditative Ruhe zeichnet hingegen das Andante aus Bachs f-moll-Konzert aus.

Bei Manuel de Fallas „Feuertanz“ zog er dann zur Freude der Zuhörer noch einmal pianistischen Register, bevor er das Konzert mit einem Nocturne von Chopin beschaulich ausklingen ließ.

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